Mit seiner Software Vara kann das Berliner Start-up Merantix Healthcare mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) gesunde Mammografien automatisiert erkennen. Bisher gilt in Deutschland das Vier-Augen-Prinzip, die Begutachtung muss stets von zwei Radiologen vorgenommen werden. „Doch die repetitive Fließbandarbeit kostet Krankenkassen heutzutage Millionen, obwohl sie durch Künstliche Intelligenz für einen Bruchteil der Kosten erledigt werden kann“, sagt CEO Jonas Muff. Wird Vara benutzt, können die Radiologen wertvolle Ressourcen schonen. „So erhalten sie mehr Zeit, sich auf die kritischen Befunde zu konzentrieren, ermüden nicht so schnell und machen weniger Fehler“, betont Muff. Anfang des Jahres hatte Vara die Zulassung erhalten. Damit ist diese KI-basierte Software die erste mit CE-Zertifizierung, die für die Krebsvorsorge in Deutschland im Markt genutzt werden darf.
Seit 2018 agiert Vara als eigenständiges Unternehmen innerhalb des Merantix-Portfolios, jetzt auch unter dem Namen Vara. Die Serie-A-Finanzierung in Höhe von 6,5 Millionen Euro ist nun ein wichtiger Meilenstein. Die Kapitalerhöhung wurde vom kanadischen Risikokapitalgeber OMERS Ventures angeführt. Als weitere Investoren waren Think.Health, Soleria Capital und Plug and Play aus dem Silicon Valley dabei. Bryony Marshall von OMERS Ventures wird dem Vorstand von Vara beitreten. Die Software für maschinelles Lernen hilft Radiologen, Krebs in Mammographien zu erkennen, indem sie die gesunden Fälle aus ihrem Arbeitsvorrat herausfiltert, sodass sie sich auf die mehrdeutigen Fälle konzentrieren können, die dringend behandelt werden müssen. Neben einer Diagnosehilfe ist die Plattform ein End-to-End-Workflow- und Berichtssystem, das auf mehreren Workstations verwendet werden kann.
"Beim Screening sind 97% der Mammogramme gesund. In Wirklichkeit verbringen unglaublich gut ausgebildete Radiologen den größten Teil ihrer Zeit mit sich wiederholenden und zeitaufwändigen Fließbandarbeiten", sagte CEO und Mitbegründer Jonas Muff. "Die Früherkennung von Brustkrebs ist entscheidend für die Überlebensrate. Indem wir normale Mammogramme genau ausschließen, können Ärzte ihre Aufmerksamkeit auf die Frauen richten, die ihn am dringendsten benötigen."
Das Start-up hat sich mit Radiologiegruppen und Teleradiologieanbietern zusammengetan, um seine Screening-Programme in Deutschland, Spanien, Polen, Österreich und der Schweiz anzubieten, und befindet sich „in fortgeschrittenen Diskussionen, um Kooperationen in Großbritannien aufzubauen“. Die jüngste Investition wird in die weitere Expansion Europas fließen und einen Weg finden, um „riesige Datenpools zur Verbesserung der finanziellen und klinischen Ergebnisse“ zu nutzen.Im nächsten Schritt soll zudem der US-amerikanische Markt angepeilt werden. Aber zunächst liegt der operative Fokus in Europa.
Das 25-köpfige Team von Vara besteht aus medizinischen Fachleuten, Ingenieuren und Unternehmern und wurde ursprünglich vom Berliner Venture-Studio Merantix unterstützt und ursprünglich nach der Gruppe Merantix Healthcare benannt. Das 2018 gegründete Start-up hat bisher 9,5 Millionen Euro gesammelt.