Glasgow und Görlitz, 1. Juli 2015 – Am 30. Juni hat die International Society for the Advancement of Cytometry (ISAC) im Rahmen ihrer in Glasgow stattfindenden 30. Jahrestagung den deutschen Zellforscher Wolfgang Göhde für die Erfindung der fluoreszenzbasierten Durchflusszytometrie mit dem Fulwyler-Preis geehrt. In der Begründung des Preisverleihungskomitees heißt es, „die von Göhde über viele Jahre geleisteten fundamentalen Beiträge zur Entwicklung und zum Einsatz der Zytometrie auf der ganzen Welt seien dieser Anerkennung höchst würdig“. Der „Fulwyler Award for Innovation Excellence“ stellt die höchste Auszeichnung der internationalen Zytometrie-Gesellschaft dar, benannt nach Mack J. Fulwyler, US-amerikanischer Pionier der Zellanalytik und Erfinder des elektrostatischen Zellsorters.
Göhde, gebürtig aus Görlitz stammend, studierte in Münster Biologie, Chemie und Physik, promovierte an der naturwissenschaftlichen Fakultät und gründete dann gemeinsam mit seiner Frau Hildegard, die ebenfalls promovierte Biologin ist, das Münsteraner Biotechnologie- und Diagnostikunternehmen Partec, um die von ihm entwickelte Technologie in praxistaugliche Geräte umzusetzen. Nachdem er sich am Institut für Strahlenbiologie der Universität Münster 1973 habilitiert hatte, wurde Göhde vier Jahre später zunächst als Associate Professor an das überaus renommierte M.D. Anderson Hospital and Cancer Center der Universität Texas in Houston, USA, berufen, bevor er noch in demselben Jahr Professor für Strahlenbiologie an der Universität Münster wurde. Seit den 1980er Jahren war Göhde zudem immer wieder als Gastprofessor tätig, so beispielsweise an den Universitäten von Neu Delhi, Rom, Krakau und Perugia. Göhde gehört zu den Gründungsmitgliedern der ISAC und der Deutschen Gesellschaft für Zytometrie DGfZ, zu deren jeweiligem Ehrenmitglied er 1998 bzw. 2010 berufen wurde. Für die Partec GmbH wurde er 2003 mit dem Sächsischen Staatspreis für Innovation und 2007 mit dem IQ Innovationspreis Mitteldeutschland ausgezeichnet. Zudem wurde Göhde 2008 zum Mitglied des American Institute for Medical and Biological Engineering AIMBE, ein die US-Regierung beratendes Organ, ernannt.
Wissenschaftlicher und humanitärer Einsatz für Millionen Menschen
Als Standardmethode zur Immuntypisierung von Zellen, Tumorzellen und Leukämiezellen fand die von Göhde 1968 patentierte Schlüsseltechnologie schnell eine weite internationale Verbreitung, was sich mit dem Aufkommen und der zunehmenden Verbreitung der AIDSEpidemie ab Mitte der 1980er noch einmal deutlich ausweitete. Noch heute zählt die Durchflusszytometrie zu den am schnellsten wachsenden Diagnostiksparten.
Besondere Verdienste hat Göhde zudem in der Entwicklung von äußerst kostengünstiger, einfach zu bedienender, erstmals mobil einsetzbarer und an den Einsatz in infrastrukturschwachen Regionen in Entwicklungs- und Schwellenländern speziell angepasster Diagnostik für die bei HIV-Infizierten lebenslang erforderliche Immunstatuskontrolle. Hatten im Jahr 2002 von 30 Millionen Betroffenen lediglich weniger als 300.000 HIV/AIDS-Patienten Zugang zur therapiebegleitenden Diagnostik, werden mittlerweile allein über Tests des im Jahr 2000 von Göhde gemeinsam mit seinem Sohn Roland gegründeten Görlitzer Unternehmens mehrere Millionen Patienten jährlich in weit über 100 Ländern versorgt.
Kontakt:
Roland Göhde, Goehde.Roland@sysmex-partec.com