Umsatz der börsennotierten Unternehmen steigt in den USA und Europa jeweils um acht Prozent / Der Gewinn der Branche steigt auf 5,2 Milliarden US-Dollar, die europäische Branche erreicht erstmals die Gewinnschwelle / F&E-Ausgaben in Europa rückläufig / Biotech-Branche hat beim Nachweis des Wertes ihrer Entwicklungen großen Nachholbedarf
Stuttgart, 23. April 2013. Die weltweite Biotechnologiebranche konnte sich 2012 weiter erholen. Die börsennotierten Unternehmen der Branche verzeichneten das dritte Jahr in Folge ein Umsatz- und Ergebniswachstum, die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen in vielen Unternehmen standen allerdings weiterhin unter Kostendruck. Zudem haben die meisten Unternehmen noch Nachholbedarf beim Erbringen von Nachweisen, die den Wert von Produktentwicklungen belegen. Dieser Nachholbedarf beeinträchtigt die künftige Fähigkeit der Unternehmen, Kapital zu beschaffen, positive Transaktionsbewertungen zu erhalten und nach der Zulassung ihrer Arzneimittel eine vollständige Kostenerstattung zu erzielen.
Zum Globalen Biotechnologie-Report Ernst & Young 2013
Zusammenfassung der zentralen Finanzdaten:
USA und Europa im Vergleich
Während die börsennotierten Biotech-Unternehmen in den USA im vergangenen Jahr einen Umsatz von 63,7 Milliarden US-Dollar verzeichneten (plus 8 Prozent gegenüber 2011), lag der Umsatz der europäischen Unternehmen bei 20,4 Milliarden US-Dollar, was ebenfalls einem Anstieg um 8 Prozent entsprach. Während aber die US-Unternehmen die F&E-Ausgaben um 7 Prozent steigerten, gingen die F&E-Investitionen bei den europäischen Unternehmen um 1 Prozent zurück – ein Ergebnis der fortdauernden Sparprogramme bei vielen europäischen Firmen.
Der Gesamtgewinn der US-Unternehmen erhöhte sich von ca. 3,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2011 um 34 Prozent auf 4,5 Milliarden US Dollar im Jahr 2012. Die Biotech-Branche in Europa erreichte 2012 erstmalig in ihrer Geschichte die Rentabilitätsschwelle.
Die US-amerikanischen Unternehmen erhielten im Jahr 2012 Finanzmittel von insgesamt 23,3 Milliarden US Dollar. Dies ist die zweithöchste Summe in den vergangenen zehn Jahren nach einer Rekord-Kapitalaufnahme von 29,7 Milliarden US-Dollar im Jahr 2011. Ohne Berücksichtigung der Fremdkapitalfinanzierungen stieg die Kapitalaufnahme im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent. In Europa stieg die Kapitalaufnahme um 44 Prozent auf 4,2 Milliarden US-Dollar, die höchste Summe seit dem Beginn der globalen Finanzkrise. Dieser Anstieg beruht jedoch ausschließlich auf Fremdkapitalfinanzierungen, die um 392 Prozent zunahmen, während in jeder anderen Kategorie eine Abnahme zu verzeichnen war.
„Implementation Gap“ beim Nachweis von Werten
Ernst & Young befragte zusätzlich Führungskräfte aus 62 US-amerikanischen und europäischen Biotech-Unternehmen danach, wie sich die Unternehmen auf den weltweiten Wandel hin zu einem evidenz-basierten Gesundheitswesen, also eine auf empirische Belege gestützte Heilkunde, einstellen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Unternehmen wesentlich öfter Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz ergreifen als Nachweise für den Wert der Produkte zu erbringen.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
Für die Therapeutika-Unternehmen fasst Dr. Siegfried Bialojan die Entwicklungen zusammen: „Der Wandel zum evidenzbasierten Gesundheitswesen ist im vollen Gange, und er betrifft jedes Therapeutika-Unternehmen, unabhängig von dessen Größe, Reife oder Forschungsgebiet. Viele Maßnahmen, die das Unternehmen in Richtung evidenzbasiertes Arbeiten bringen – wie die frühzeitige Einbindung von Experten bei Fragen zum Wert des Produktes und zur Kostenerstattung, das Überdenken der Ausgestaltung klinischer Prüfungen oder die Möglichkeit der präkompetitiven Zusammenarbeit bei der Datengewinnung – sind nicht sehr kostenintensiv und können eventuell nötige Zusatzstudien vermeiden. Die Frage ist nicht, ob die Unternehmen sich diese Maßnahmen leisten können, sondern ob sie es sich leisten können, nichts zu tun.“
Quelle: Pressemitteilung der Ernst & Young GmbH vom 23.4.2013