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Wie Schule und Wissenschaft zusammenpassen

31-05-2023
Am Kurt-Schwabe-Institut in Meinsberg haben die Schüler vom Harthaer Gymnasium die Möglichkeit, in die Wissenschaft einzutauchen. Welche Kostprobe ihnen dabei nicht entgeht.

Waldheim/Hartha. Aneinandergereihte Reagenzgläser mit unterschiedlichen Beschriftungen, eine aufgeregte Gruppe Schüler, die mit Schutzbrillen und Kitteln im Labor stehen und Dr. Johannes Schwarz, der die Aufgabe noch einmal erklärt. Auch für den Wissenschaftler ist die Situation noch ein wenig ungewohnt.

„Es ist immer wieder sehr interessant mit den Jugendlichen zusammen zu arbeiten“, erklärt Dr. Schwarz, der im normalen Arbeitsalltag elektrochemische Sensoren für die Umwelt entwickelt.

Testen mit Harthaer Schülern

In seinem Labor testet er am Freitagmorgen gemeinsam mit Schülern der neunten Klasse des Martin-Luther-Gymnasiums Hartha den Nitratgehalt von Trinkwasserproben aus Dresden, Waldheim und Roßwein.

„Um als Trinkwasser zu gelten, müssen die Proben unter 50 Milligramm je Liter liegen. Wenn das so sein sollte, können die Jugendlichen nach dem Test die Proben auch trinken“, so Dr. Johannes Schwarz schmunzelnd. Dafür müssen die Schüler die Werte alle 20 Minuten neu eingeben und mit den vorherigen vergleichen.

„Es macht richtig Spaß, das alles auch einmal selbst auszuprobieren. In der Schule ist es ja doch immer sehr theoretisch und hier dürfen wir viel probieren und mitmachen“, erzählt der Schüler Lucas.

Spaß beim Unterricht

„Es ist nicht nur Theorie, sondern auch viel Praktisches und das macht immer viel mehr Spaß“, pflichtet Klassenkameradin Maja bei. In einem weiteren Labor im Kurt-Schwabe-Institut für Mess- und Sensortechnik Meinsberg (KSI) messen Schüler die Impedanz, also den elektrischen Widerstand in der Wechselstromtechnik.

Immer ein Auge auf sie hat Dr. Wolfgang Fichtner, der die Messdaten genau im Blick hat und bei Problemen Hilfestellung gibt.

Um nicht vollkommen unvorbereitet in den Laboren zu stehen, hatten die Schüler vorab einige Theoriestunden.

„Das Prinzip dazu ist relativ einfach. Alle zwei Wochen tauschen wir die Orte. Einmal sind die Schüler bei uns, dann sind unsere Wissenschaftler zwei Wochen später in Hartha und dann sind die Schüler das nächste Mal wieder hier in Meinsberg“, erklärt Dr. Christine Schirmer vom Kurt-Schwabe-Institut.

„Wir wollen damit den Schülern zeigen, wie Wissenschaftler arbeiten und ihnen einen Anreiz geben, sich mit den Themen intensiv auseinanderzusetzen“, so Heike Geißler, Schulleiterin am Martin-Luther-Gymnasium.

Das Projekt hat sie gemeinsam mit Dr. Christine Schirmer vom KSI und Barbara Müller von der Stadt Hartha ins Leben gerufen.

„Die Kooperation entstand 2020 beim Ideenwettbewerb simul+, ausgeschrieben vom Freistaat Sachsen. Dort reichten wir unser Projekt, das Schüler und Wissenschaftler näher zusammenarbeiten sollten, ein“, so Dr. Christine Schirmer.

Überlegungen machen sich bezahlt

Die langen Überlegungen sollten sich bezahlt machen. Die Projektidee führte zum ersten Platz. „In der Großstadt sind solche Projekte leicht zu realisieren. Neben Schulen und Universitäten gibt es genügend wissenschaftliche Institute. Hier auf dem Land muss man sich damit schon intensiver auseinandersetzen“, so Heike Geißler.

Umso glücklicher ist die Schulleiterin, dass die Stadt Hartha das Projekt so gut unterstützt und neben den Fördergeldern auch einen Bus für den Transport der Schüler stellt. 

„Es ist in jedem Fall eine sehr wertvolle Geschichte, die sich hier aufgetan hat und wir hoffen, dass wir das Projekt auch im kommenden Jahr weiterführen können“, so Heike Geißler. „Das Interesse an den Themen ist bei den Schülern auf jeden Fall da“, so Dr. Wolfgang Fichtner. „Wenn auch bei dem einen mehr und bei dem anderen weniger.“

Artikel der "Sächsischen SZ" vom 31.05.2023