Die Forscher erstellten damit eine umfassende Karte des sogenannten Konnektoms der Fruchtfliege. Diese Karte zeigt, wie neuronale Schaltkreise über das gesamte zentrale Nervensystem hinweg verlaufen. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf dem sogenannten Halskonnektiv, der Schnittstelle zwischen Gehirn und Nervenstrang, die bisher kaum erforscht war. In der Studie wurden neuronale Datensätze von weiblichen und männlichen Tieren verglichen. Dabei wurden erstmals Nervenzellen identifiziert, die nur in einem Geschlecht vorkommen. Eine dieser Zellen, das absteigende Neuron aSP22, zeigte dabei unterschiedliche Verschaltungen im weiblichen und männlichen Nervensystem. Wenn man dieses Neuron aktiviert, führt dies bei Weibchen zur Unterleibsstreckung als Vorbereitung auf die Eiablage, während es bei Männchen zur Vorwärtsbewegung des Unterleibs zur Paarung führt. Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede auf Zellebene liefern wichtige Hinweise auf die neuronalen Grundlagen von Verhalten und Kommunikation bei Insekten. Gleichzeitig stellt die jetzt veröffentlichte Konnektom-Karte ein wertvolles Instrument für die weitere Forschung dar. Sie soll künftige Experimente zur Funktion einzelner Nervenzellen und ganzer Schaltkreise deutlich effizienter und zielgerichteter machen. Das Forschungsteam arbeitet bereits an zwei neuen Datensätzen, die das gesamte zentrale Nervensystem eines weiblichen und eines männlichen Tieres abbilden sollen.
Veröffentlichung der "Europäischen Kommission" vom 07.05.2025