Von Triebwerkseinlaufkegeln, Transplantaten und textilem Schnee - Die 40 besten Hightech-Unternehmen aus Ostdeutschland treffen Investoren

27.10.2014
Am 14. und 15. Oktober fand in Dresden die zweite Auflage der Innovationswerkstatt Kapital (IWK) unter dem Motto „INVEST IN THE 40 BEST HIGHTECH VENTURES OF THE EAST“ statt.
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Von Triebwerkseinlaufkegeln, Transplantaten und textilem Schnee

Die 40 besten Hightech-Unternehmen aus Ostdeutschland treffen Investoren

Am 14. und 15. Oktober fand in Dresden die zweite Auflage der Innovationswerkstatt Kapital (IWK) statt. Unter dem Motto „INVEST IN THE 40 BEST HIGHTECH VENTURES OF THE EAST“ präsentierten sich 40 kapitalsuchende - mit einem Gesamtfinanzierungsbedarf von über 140 Mio. Euro - Hightech-Unternehmen aus ganz Ostdeutschland über 60 nationalen und internationalen Investoren im Swissôtel Dresden Am Schloss. Über 70 qualifizierte Bewerbungen waren im Vorfeld eingegangen, aus denen die 40 besten ausgewählt wurden. Die Schwerpunkte lagen dabei auf den Schlüsseltechnologien Mikro- und Nanotechnologie und IKT, Umwelt- und Energietechnik, Automotive, Materialwissenschaften, Maschinen- und Anlagenbau sowie Life Sciences. Entsprechend vielfältig waren die Produkte und Verfahren, die den Investoren am ersten Tag vorgeführt wurden: von der automatisierten Faserablage für Triebwerksteile in Flugzeugen über Transplantate zur Behandlung von Vitiligo („Weißfleckenkrankheit“) bis zu hocheffizienten Übertragungsmodulen für Mobilkommunikation. Jedes Projekt hatte 10 Minuten Zeit, seine Technologie und das Unternehmen vorzustellen, bevor die Investoren Rückfragen stellten. Die intime Atmosphäre (bei den Präsentationen waren Investoren und Unternehmen unter sich) trug zum regen Austausch und vielen individuellen Gesprächen unter den Teilnehmern bei. Durch die Präsentationen führten die drei Moderatoren Dr. Martin Pfister (Senior Investment Manager HTGF), Wolfgang Seibold (Managing Partner Growth Invest Partners und Vorstand BVK) und Dr. Nicholas Ziegert (Leiter „Corporate Markets Junger Unternehmer und Venture Capital“ M.M. Warburg & CO).

Wie wichtig Wagniskapital für junge Unternehmen und das Format Innovationswerkstatt Kapital für Dresden ist, betonte Dresdens Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert in seinem Grußwort. Denn die Stadt sei ein exzellenter Forschungsstandort, der ein enormes Potential für den Technologietransfer in Form von Ausgründungen mit sich bringe. Das belegt auch das erfolgreiche Beispiel der Novaled GmbH. Das Unternehmen ging 2001 als Spin-off der TU Dresden hervor und ist heute weltweit führend im Bereich organischer Halbleiter. Dr. Jan Blochwitz-Nimoth, Mitgründer und CSO von Novaled, erläuterte in einem lebhaften Vortrag, wie sich das Unternehmen von der Gründung bis zum Exit 2013 an Samsung entwickelte. Damit es solche Erfolgsgeschichten auch weiterhin zu feiern gibt, hat das Bundeswirtschaftsministerium 2013 den Förderzuschuss INVEST – Zuschuss für Wagniskapital ins Leben gerufen, um jungen Unternehmen in der frühen Phase den Zugang zu Wagniskapital zu erleichtern. Hardy Isken, selbst ehemaliger Gründer, betreut für das BAFA die antragstellenden Investoren und Unternehmen und gab den Gästen der IWK einen detaillierten Einblick in die Details des Förderprogramms. Herr Isken zeigte sich denn auch vom Teilnehmerfeld der IWK beeindruckt: „Seit einigen Jahren besuche ich regelmäßig Veranstaltungen - früher als Gründer auf der Suche nach Kapital, heute für das BAFA um den INVEST- Zuschuss für Wagniskapital bekannt zu machen. Bisher habe ich aber an noch keinem Event dieser Art teilgenommen, das in Organisation und Qualität sowie Hochkarätigkeit der Teilnehmer an die Innovationswerkstatt heranreichen könnte.“

Doch wo sollen diese Investoren herkommen, wenn es in Ostdeutschland (noch) an privaten Kapitalgebern mangelt? Diese Frage stand im Mittelpunkt der exklusiven Abendveranstaltung im Albertinum. Professor Dr. Dr. Gerhard Fettweis, Inhaber der Professur für Mobile Nachrichtensysteme an der TU Dresden und Mitgründer von 11 Start-ups, teilte seine Hoffnung dem erlesenen Publikum aus Politik und Wirtschaft unverblümt mit: „Wir müssen den ansässigen Gründern zu lohnenswerten Exits verhelfen, so dass diese wieder Geld in neue Unternehmen stecken“. Über eine weitere Investorenklasse diskutierte anschließend eine hochkarätige Expertenrunde unter der Leitung von Dr. Ziegert: Peter Dörfuss (Partner Ernst & Young GmbH), Dr. Blochwitz-Nimoth, Dr. Johannes Schmidt (Vorstand INDUS Holding AG) und der Geschäftsführer der InnoTERE GmbH aus Radebeul, Erich Röthlisberger. Dabei wurde der deutsche Mittelstand als potenzieller Partner für Start-ups erörtert. Neben Entwicklungskooperationen und Zulieferbeziehungen komme der Mittelstand auch als Kapitalgeber in Frage, da er neben der technologische Kompetenz sowie den relevanten Kontakten in die Zielmärkte auch noch Finanzkraft mitbringe. Damit sind für Start-ups hervorragende Entwicklungsperspektiven verbunden. Über diese verfügt InnoTERE schon heute, sonst wäre Erich Röthlisberger nicht aus der Schweiz nach Sachsen gekommen, schließlich „erhalte ich hier das halbe Gehalt und zahle doppelt so viele Steuern.“ Beim anschließenden Abendessen setzten die Unternehmer ihre Gespräche mit den Investoren fort und nutzten die Chance für einen Rundgang durch die einmalige Skulpturensammlung und die Galerie Neue Meister sowie die HIGHTECH VERNISSAGE, die eigens zur Demonstration ostdeutscher Innovationspotenziale für die Veranstaltung entwickelt worden war.

Den zweiten Veranstaltungstag leitete Wolfgang Seibold mit einem fundierten Einblick in die aktuellen Entwicklungen des deutschen Venture-Marktes ein, bevor Dr. Ulrike Fiedler (IDT Biologika GmbH) einen Rückblick auf die Entwicklung der drei von ihr gegründeten Biotechnologie-Firmen gegeben hat und für das gezielte Heranführen an Unternehmertum im Rahmen der wissenschaftlichen Ausbildung an Universitäten plädierte. Wie spannend Technologien sein können, die auf diesem Weg hervorgebracht werden, demonstrierten die anschließenden Unternehmenspräsentationen. Von Kunststoff-Skipisten über Hochleistungs-Industrieroboter bis zu Energiegroßspeichern wurde das enorme Innovationspotenzial vorgeführt, das zwischen Ostsee und Erzgebirge auf Investoren wartet. Damit dabei nicht der nötige Antrieb verloren geht, belohnte die HighTech Startbahn den besten Pitch zum Abschluss der Veranstaltung mit einem Kaffeevollautomaten, der dem Start-up-Betrieb gewachsen sein dürfte. Die Moderatoren und Organisatoren kürten (nach intensiver Diskussion) den Pitch von Dr. Martin Regehly von greateyes GmbH aus Berlin zur besten aller 40 Präsentationen. Dieser zeigte sich in seiner Dankesrede beeindruckt von den Technologien der anderen 39 Teilnehmer und kündigte an, fortan in seinem Umfeld auf das enorme Potenzial hinzuweisen, das in den anderen ostdeutschen Bundesländern vorhanden ist. Jetzt liegt es an den Unternehmen, die Kapitalgeber in den anstehenden Beteiligungsgesprächen von einer Investition zu überzeugen und die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Entwicklung der gesamten Hightech-Region Ostdeutschland zu schaffen.

HighTech Startbahn Netzwerk e.V.

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