Ein gemeinsamer Nenner in manchen Fällen der Entwicklung von Gesundheitstechnologien ist leider das Prinzip „für uns, ohne uns“. Es kommt immer wieder vor, dass vom Start-Up bis hin zur Großindustrie Produkte und technologische Fortschritte außerhalb des klinischen Umfelds ent- wickelt werden, jedoch zu wenig Ärzte oder Patienten mit dem Produkt interagiert haben, bevor es an sie ausgeliefert wird. Dies ist einer der Gründe für den erfolglosen Verlauf zahlreicher Anwendungen, die in der Konsequenz vom Markt nicht angenommen werden. Mit dem neuen digitalen Versorgungsgesetz (DVG) vollzieht sich ein großer Wandel im Gesundheitswesen: Medizinische Apps, die sogenannten DiGAs, können auf Rezept eingesetzt werden, wenn sich aus ihrer Anwendung ein positiver Versorgungseffekt ergibt. Das Herzzentrum Leipzig ist ein aktiver Teil der Arbeitsgruppe des Health Innovation Hub, einem Think Tank des Bundesministeriums für Gesundheit, welches die Kräfte aus dem Gesundheitswesen bündeln soll und maßgeblich an der Entwicklung des DVG beteiligt ist. Mit seiner Expertise und dem technologisch fortgeschrittenen klinischen Aufbau des Herzzentrums Leipzig befindet sich das LHI in der einzigartigen Position, eine Anlaufstelle für die Entwicklung von Gesundheitstechnologien und deren Bewertungen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sein.

Erste Studie die klinische Ergebnisse und Patientenperspektive kombiniert

Mental AF ist die erste genehmigte digitale klinische Studie mit einer mobilen und webbasierten Anwendung, die vom Leipzig Heart Institute in Zusammenarbeit mit dem Herzzentrum Leipzig durchgeführt wird. Die Leiterin der Studie, Dr. Julia Lurz, Kardiologin am Herzzentrum Leipzig, kam
auf die Idee, dass mentales Training Patienten mit Vorhofflimmern helfen kann, ihre Lebensqualität zu verbessern. Mit Hilfe der mobilen Applikation Mindance können sie selbstständig an den mentalen Belastungen arbeiten, die mit Herzerkrankungen einhergehen können. Zusätzlich werden die Patienten gebeten, in regelmäßigen Abständen die Standardfragebögen zur Bewertung der Lebensqualität, die sogenannten PROMs (Patient Reported Outcome Measures), auszufüllen. Mit diesem Ansatz wird erstmals nicht nur auf die klinischen Ergebnisse aus ärztlicher Sicht geschaut, sondern auch die Perspektive der Patienten auf die Behandlung mit einbezogen.

Innovationen für eine bessere Gesundheitsvorsorge 

In dieser Richtung forscht das Herzzentrum Leipzig zusammen an dem LHI bereits mit neuen Behandlungsmethoden und bildet strategische Kooperationen mit den wichtigsten Meinungsführern im Markt für HealthTech und MedTech. Zusätzlich ist das Leipzig Heart Institute strategischer Partner des Medical Forge Accelerator, einer Initiative der Stadt Leipzig und Biosaxony – Cluster für Biotechnologie & Medizintechnik in Sachsen. Hier werden Start-Ups aus dem klinischen Bereich bei der Schaffung von Innovationen für eine bessere Gesundheitsversorgung unterstützt. 

Quelle: Leipzig Heart Magazin, 04.09.2020